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Alternatives Sparen in Luxemburg
Auf die Moneten, fertig, los!

Par Mike Mathias


Seit dem 7. Januar 1997 ist es offiziel: Es gibt in Luxemburg ein Sparkonto, das den Beinamen "alternativ" verdient. Nach über 4 Jahren Vorarbeit konnte im Dezember letzten Jahres die endgültige Fassung dieses Projektes vereinbart werden. Die ASTM war seit Anbeginn eine der treibenden Kräfte dieser Initiative und so haben wir uns mit uns selbst unterhalten, um (fast) alles über das neue Sparprodukt zu erfahren.

Wie alles begann

Frage: 4 Jahre Vorarbeit waren nötig um das "alternative Sparkonto" auf die Beine zu stellen. Was wurde denn während der ganzen Zeit gemacht?

ASTM: Am Anfang stand die Idee, nicht nur über die Banken zu klagen, die mit Drogengeldern handeln, im Waffenhandel verstrickt sind, Atomzentralen finanzieren, oder den Menschen derart übermässig Kredite verschaffen, dass sie letztlich im Schuldturm landen, sondern sich auch um Alternativen zu bemühen.

Wir machten uns also auf den Weg und kuckten was es im Ausland bereits an alternativen Geldmechanismen gibt, wir haben uns informiert und versuchten herauszufinden, was für Luxemburg möglich und sinnvoll wäre. Im übrigen haben wir auch daran gedacht ausländische alternative Banken nach Luxemburg zu bewegen.

Frage: Warum ist daraus nichts geworden?

ASTM: Einerseits ist der Luxemburger alternative Geldmarkt nicht gross genug - selbst für eine Filiale einer alternativen Bank, geschweige denn für ein selbstständiges Finanzinstitut. Andererseits haben ausländische Anlagemöglichkeiten fast immer den Nachteil, dass sie für Luxemburger schwierig zu erreichen sind (wenn sie sich nicht hier etablieren) und vor allem müssen die hiesigen Sparstrümpfe in Devisen umgeweschselt werden, sowohl beim Einzahlen, wie auch beim Abheben. Dabei geht dann immer eine Kommission verloren.

Frage: Wie ging es dann weiter?

ASTM: Bei der ASTM war der Reflex hin zu alternativen Bankgeschäften besonders mit der Verschuldungskrise im Süden und der durch die Eliten der Dritten Welt verursachten Kapitalflucht verbunden. Es gibt aber fast keine spezifischen Bankinstitute, die ausschliessliche in diese Richtung Alternativen anbieten (ausser der EDCS-Kooperative in den Niederlanden und der SIDI in Frankreich). Ausserdem wollten wir, wenn wir uns schon die ganze Arbeit machen, uns nicht ausschliesslich auf die Dritte Welt Problematik beschränken. Deshalb luden wir andere Organisationen aus dem Umwelt- und Sozialbereich zu einer gemeinsamen Arbeitsgruppe ein. Diese funktionnierte fast drei Jahre unter dem Arbeitstitel "Epalux". Aus ihr ging dann im Dezember letzten Jahres die Alterfinanz asbl hervor. Wir machten einige Besuche bei Luxemburger Bankinstituten, grossen wie kleinen, es war aber nur die BCEE an der Idee eines alternativen Sparpakets interessiert.

Frage: Warum waren andere Banken nicht interessiert?

ASTM: Damals wurden uns Argumente genannt wie: Interessiert unsere Kunden nicht, oder Dafür gibt es keinen Markt in Luxemburg. Gerade aber was letzteres betrifft, zeigte die ILReS-Umfrage vor drei Jahren, die von der ILReS auf unsere Initiative hin durchgeführt wurde, dass dem nicht so ist.

Damals waren rund 12-15% der Befragten bereit zu Inflationsraten zu sparen, also auf einen Teil ihres Spargewinns zu verzichten. Inwiefern diese hehren Absichterklärungen jetzt auch umgesetzt werden bleibt zwar abzuwarten, die ILReS-Umfrage bescheinigt unserer Initiative auf jeden Fall ein sehr grosses Marktpotential.

Frage: Inwiefern entspricht der Sparmechanismus, der jetzt geschaffen wurde dem was ihr ursprünglich vorgeschlagen hattet?

ASTM: Der Entscheidungsprozess seitens der Spuerkees war zwar manchmal etwas langsam, dafür aber sehr konstruktiv. Bis auf kleine Details wurde alles aus unserem ursprünglichen Papier übernommen.

Frage: Was konnte denn nicht realisiert werden?

ASTM: Eigentlich hatten wir uns vorgestellt, dass die Kunden selbst bestimmen könnten auf wieviel Prozent Zinsen sie verzichten wollen. Das ist aber anscheinend aus technischen Gründen nicht möglich. Es hätte auf jeden Fall die ganze Prozedur erschwert.

Wichtig war, dass das Produkt sowohl für die Bank, wie auch für den Kunden einfach zu handhaben ist. Wir glauben, dass uns das gelungen ist. Der Mechanismus in aller Kürze

Frage: Wie funktioniert der Mechanismus und woraus besteht er eigentlich?

ASTM: Der Mechanismus besteht aus zwei Teilen, einerseits dem Sparkonto und andererseits der Kreditvergabe.

Das alternative Sparkonto ist identisch mit den heutzutage gängigen Sparkonten diverser Banken. Er funktioniert genauso wie der "compte d‚pargne" der BCEE, ausser, dass die Zinsen um 1,5 % gesenkt sind und dass jeder Kontoinhaber mindestens einmal im Jahr einen Bericht erhält, der detailliert festhält, an welche Projekte die Gelder verliehen wurden. Ausserdem müssen zu jeder Zeit wenigstens 25,000.- Franken auf dem Konto stehen.

Für den Sparer heisst das, dass er zu jeder Zeit Geld abheben kann und auch zu jeder Zeit Geld einzahlen kann, er erhält einmal monatlich einen Auszug von der Bank auf dem alle Kontobewegungen vermerkt sind.

Selbstverständlich wird bei diesem Konto, wie bei allen anderen das Bankgeheimnis gewahrt. Seitens der Sparkasse sind diese Konten jedoch so gekennzeichnet, so dass zu jeder Zeit ersichtlich ist, wieviel Geld insgesamt auf allen alternativen Sparkonten bei der BCEE steht. Diese Summe kann dann zu 90% an alternative Projekte verliehen werden. 10% der Gelder müssen zur Verfügung bleiben um den Kunden zu ermöglichen ihr Geld zu jeder Zeit wieder abzuheben.

Frage: Welche Rolle spielt denn Alterfinanz?

ASTM: Die Alterfinanz, Initiativ fir alternativ Finanz‚ierung asbl, besteht zur Zeit aus der ASTM, dem Cercle des ONGD, den Stiftungen Ökofonds und Caritas Luxembourg und dem Veräin fir biologesch-dynamesch Landwirtschaft. Der Verein hat jedoch eine offene Struktur und neue Mitglieder sind sehr willkommen (siehe Kasten).

Alterfinanz hilft bei der Selektion der Projekte und überprüft die Kriterien. Mittelfristig ist auch daran gedacht unternehmerische Beratung anzubieten um neuen Projekten einen besseren Start zu ermöglichen (siehe unten).

Die Aufgaben der Alterfinanz werden sicherlich noch wachsen.

"Den alternativen Spuerkont"

Frage: Was sind denn jetzt die wichtigen "alternativen" Merkmale dieses Kontos?

ASTM: Na, ja, unser Anspruch ist es, grössere Transparenz ins Bankgeschäft zu bringen. Der Sparer soll erfahren, was mit seinem Geld geschieht. So wie der Käufer einen Dritt-Welt-Laden aufsucht, weil er dort weiss, wo die Produkte herkommen und wer daran verdient, soll auch der Sparer erfahren, wo sein Geld hingeht.

Allerdings gibt es einen grossen Unterschied zwischen dem Laden und der Bank: das Gesparte bleibt ja nicht auf der Bank liegen, es wird investiert. Die Bank muss Zinsen zahlen und deshalb Kredite erteilen oder Investitionen tätigen. Das Geld, das wir auf die Bank tragen, wird genutzt, es wird damit Sinnvolles oder Sinnloses finanziert. Da es jedoch das Geld des Sparers ist, soll er auch mündig werden und mitbestimmen, wer davon profitiert. Wir dürfen die Verantwortung für unser Geld nicht am Banktresen abgeben.

Frage: Diese Mündigkeit muss der Sparer mit anderthalb Prozent weniger Zinsen bezahlen.

ASTM: Nein, die Transparenz an sich kostet nichts, die Mündigkeit also auch nicht, jedenfalls nicht den Sparer. Die 1,5 Prozent auf die der Sparer verzichtet sind ein Solidaritätszuschlag. Es gibt im Ausland auch Banken, die ohne Zinsabschlag versprechen, in wertvolle ökologische oder soziale Projekte zu investieren, die aber die übliche Rendite für ihre Investition verlangen und somit auch den üblichen Zinssatz an den Sparer weitergeben. Dann braucht der Sparer auf nichts zu verzichten und er weiss trotzdem, was mit seinem Geld geschieht. Die Zinsen fallen jedoch auch nicht vom Himmel, es ist der Kreditnehmer, der dafür aufkommt. Wir haben einen anderen Weg gewählt. Neben der Transparenz ist unser Sparkonto auch durch eine gewisse Solidarität gekennzeichnet. Da die gesparten Gelder vorrangig in Projekte investiert werden, die eine besonders hohe soziale und ökologische Rednite abwerfen, wollen wir das auch unterstützen. Daher also der Zinsabschlag von 1,5%.

Frage: Aber, warum sollen die Leute ihr Geld nicht normal anlegen und anschliessend diesen so wertvollen Projekten ein Spende zukommen lassen?

ASTM: Es wäre ein kontraproduktiver Umweg und es wäre halt nicht transparent. Ich kann natürlich mein Geld zu einer Bank tragen die damit auch Geschäfte der Waffenindustrie finanziert, um anschliessend die Zinsen an die Friedensbewegung, oder den Wiederaufbau in Somalia und Ruanda zu überweisen. Aber jeder sieht wohl ein, dass das Schwachsinn ist.

Es fliesst natürlich nicht alles Geld in die Rüstungsindustrie, oder ähnliche Moloche, aber mit diesem Mechanismus wollen wir auch aufzeigen, dass unser gängiges Bankwesen dringend einer Neuorientierung bedarf. Vor allem müssen wir lernen über Geld zu reden.

Unser gespartes Geld hat ein enormes Potential, ohne Spareinlagen kann unsere Wirtschaft nicht funktionieren, denn alle grösseren Investitionen müssen durch Kredite finanziert werden. Kredite sind jedoch nur möglich, wenn gespart wird und die Bank als Zwischenhändler ein gewisses Kapital zur Verfügung hat.

Genauso wichtig wie es ist, sich über die Herkunft unserer täglichen Nahrungsmittel Gedanken zu machen, müssen wir uns auch über die Verwendung unserer Gelder Rechenschaft ablegen. Es ist nicht nur wichtig zu wissen, welche Projekte ich mit meinen Spenden unterstütze, ich sollte mir auch Gedanken machen, wo das Geld herkommt, das ich spende.

Frage: Dann steht also zu befürchten, dass die Leute jetzt ihre Gelder sozial und ökologisch sinnvoll anlegen und darüber das Spenden verlernen?

ASTM: Das hoffen wir natürlich nicht, denn alle Gründungsmitglieder der Alterfinanz sind auf Spenden angewiesen. Wir gehen davon aus, dass die Leute einen Unterschied machen zwischen den Einnahmen ihrer Arbeit, dem Lohn, der zu bestimmten Anteilen gespart, verbraucht und gespendet wird, und den Einnahmen aus den Spareinlagen, die auf dem Sparkonto liegen bleiben und erst dann einer Bestimmung zugeführt werden, wenn die Gelder abgehoben werden.

Aber selbst wenn es so wäre, dass Leute jetzt den Teil der Zinsen auf den sie verzichten als Spende ansehen, bleibt doch immer das Kapital auf dem alternativen Konto liegen. Damit werden ja auch alternative Projekte finanziert, wenn auch auf Kreditbasis. Insgesamt stellt der Mechanismus also auf jeden Fall alternativen Projekten mehr Gelder zur Verfügung.

Die alternative Kreditvergabe

Frage: Wie sollen die Projekte ausgesucht werden?

ASTM: Die Auswahl der Projekte verläuft auf zwei getrennten Ebenen. Zuerst begutachtet das Kreditkomitee der Alterfinanz, welche Projekte aufgrund unserer Kriterien in den Bereichen Ökologie, Soziales, internationale Solidarität in Frage kommen.

Anschliessend macht die Bank bei den Projekten dieser Liste ihre Solvabilitätsprüfung und vergibt dann die Kredite zum verbilligten Zinssatz.

Es ist zwar egal wo die Leute zuerst anklopfen, ob bei der Bank oder bei uns, die Bank kann in keinem Fall einem verbilligten Kredit zustimmen, wenn Alterfinanz seine Zustimmung noch nicht gegeben hat.

Frage: Welche Projekte sollen denn unterstützt werden?

ASTM: Wir hoffen, vor allem solche Projekte unterstützen zu können, die keinen anderen Zugang zu Bankkrediten hätten, Kredite die Arbeitsplätze schaffen, oder innovative Projekte, die von der Bank noch mit Skepsis beurteilt werden. Kredite werden vorrangig an Gruppen, Vereine oder Betriebe vergeben, nicht so sehr an Individuen. Das soll aber nicht ausschliessen, dass sich z. B. Leute zusammentun, um eine Wärme-Kraft-Koppellungsanlage für ihr gemeinsames Wohnhaus finanzieren zu lassen. Indem Fall müssen dann eben andere Kriterien besonders "intensiv" erfüllt werden.

Wir hoffen, dass die Bank sich mehr Zeit nehmen wird, um im sozialen und ökologischen Bereich innovative Projekte genauer zu studieren und dann doch eine Kreditzusage zu erteilen, obwohl diese Bereiche der Bank nicht gängig sind. In jedem Fall müssen sich die Projekte wirtschaftlich tragen, das Investitionsrisiko darf also nicht zu hoch sein.

Auch in dieser Hinsicht hoffen wir auf dem Bankplatz etwas bewegen zu können, nämlich aufzuzeigen, dass man auch andere Kriterien anwenden kann, um ein Projekt als glaub- und kreditwürdig zu bezeichnen als die klassischen Kriterien der Banker, z. B. die starke Identifikation von Initiatoren mit ihrem Projekt, die eine Garantie für sein Gelingen bietet. (siehe Kasten)

Frage: Wer darf denn Anträge stellen?

ASTM: Jeder, Anträge darf und soll jeder stellen. Dabei kommt es nicht darauf an, in welcher rechtlichen Form man auftritt, ob das Projekt bereits zu Papier gebracht wurde, oder nicht. Vor allem braucht man nicht Mitglied bei Alterfinanz zu sein, das muss unbedingt gesagt werden.

Ausserdem ist es so, dass wir auch erst die ersten Erfahrungen machen und noch sehr viel lernen müssen. Einer der ersten Anträge die wir erhielten, der uns zwar inhaltlich sehr zusagt, verlangt eigentlich eine Kreditform an die wir bisher nicht gedacht hatten, nämlich eine Kreditlinie auf dem Kontokorrent.

Darüber müssen wir jetzt mit der Sparkasse diskutieren. Auch wir lernen also dazu und lassen uns gerne überraschen von der Kreativität der Leute.

Wichtige Details

Frage: Wie sollen denn Nord-Süd-Projekte Kredite erhalten?

ASTM: Das ist in der Tat schwierig. Wenn wir in Luxemburg eine sehr niedrige Inflationsrate haben und dafür auch niedrige Zinsen, so sind in den Dritte-Welt-Ökonomien Zinssätze bis zu 50% oder noch mehr keine Seltenheit. Dafür ist dann die Inflation auch in etwa dementsprechend. Es ist also schwierig Kredite von einer Geldsphäre in die andere zu vergeben, denn Kredit müssten in diesem Fall in der unserer Landeswährung zurückgezahlt werden. Mittelfristig denken wir jedoch auch über Mechanismen nach, die diese Schwierigkeiten überwinden. Vorerst gibt es aber auch Nord-Süd-Projekte, die in Luxemburg oder in Europa ablaufen (z. B. die Dritte-Welt-Läden im alternativen Handel).

Frage: Wie steht es denn mit Krediten im nahen Ausland?

ASTM: Kredite im nahen Ausland sind möglich, allerdings müssen dann auch die nötigen Garantien vorhanden sein.

Frage: Sind die Garantien nicht überhaupt ein grosses Problem bei alternativen Projekten?

ASTM: Wahrscheinlich schon. Aber nicht für die Sparer. Die Sparkasse garantiert ja die Einlagen, akzeptiert deshalb aber auch nur sichere Kredite. Wenn ein Projekt oder eine Firma jedoch erst mit seiner Tätigkeit beginnt, fehlen oft die nötigen Rücklagen. Selbst, wenn sich das Projekt also tragen würde, fordert die Bank eine Absicherung.

Wir hoffen deshalb, möglichst bald dem alternativen Sparkonto einen Garantiefonds hinzufügen zu können, der dann zum Teil Sicherheiten bieten kann für Projekte, bei denen die Bank Schwierigkeiten hat, zum üblichen Zinssatz einen Kredit zu vergeben.

Frage: Werden eigentlich nur Kredite vergeben oder auch Anteile an neuen Firmen gekauft?

ASTM: Die Bank vergibt nur Kredite, es ist kein Investitionsfonds, sondern ein Sparkonto und so werden also auch keine Anteile an Firmen erworben.

Frage: Was geschieht, wenn mehr Kreditanfragen eingereicht werden als gespartes Geld zur Verfügung steht?

ASTM: Es wäre schön, wenn wir von der Nachfrage an Krediten überrannt würden, denn im Ausland zeigt die Erfahrung eher, dass die alternativen Sparmechanismen mehr Zulauf an Sparern haben als Absatzmöglichkeiten.

Trotzdem, haben wir uns auch darauf vorbereitet. Zunächst sind unsere Kriterien ja keine absoluten Grenzen. Sie sind relativ: je kollektiver das Projekt, umso günstiger stehen die Chancen eines Kredits, usw. Im schlimmsten Falle fallen die weniger interessanten Projekte weg (die können sich dann jedoch noch zu den normalen Bedingungen bei der Bank um einen Kredit bemühen). Das hiesse dann jedoch auch, dass wir die Werbung für unser Produkt verstärken müssten und mehr Spareinlagen sammeln sollten.

Andererseits können Projekte auch Teilkredite bekommen. Wenn es an Kapital fehlt, um den gesamten angefragten Kredit zu honorieren, kann ein Projekt, das von Alterfinanz für einen verbilligten Kredit ausgewählt wurde und damit ja auch allgemein kreditwürdig geworden ist, den notwendigen Rest auf dem normalen Kapitalmarkt leihen. Das wird mit Sicherheit besonders am Anfang bei sehr grossen Projekten wie den Windkraftanlagen oder ähnlichem der Fall sein.

Frage: Macht denn die Bank ein gutes Geschäft, wenn die Gelder nicht investiert werden und sie trotzdem 1,5% weniger Zinsen zahlt?

ASTM: Nein, die Bank macht keine guten Geschäfte mit überschüssigem Sparkapital. Sie zahlt an die Sparer 1,25 % an Zinsen, der Kreditnehmer erhält eine Vergünstigung von 1,5 %. Das sind zusammen 2,75%, zur Zeit der gängige Zinsatz der Sparkonten in

Luxemburg. Das Geld, das nicht investiert werden kann, weil z. B. 10% der Gesamtsparsumme in Reserve bleiben müssen, damit die Sparer auch jederzeit ihr Geld zurücknehmen können, wird von der Bank zu dem gängigen Zinssatz also zur Zeit 2,75% vergütet. Davon erhält der Sparer wiederum 1,25% und die restlichen 1,5% fliessen an Alterfinanz.

Frage: Dann macht die asbl ein gutes Geschäft, wenn nicht alles Geld in Kredite fliessen kann?

ASTM: Nein, auch nicht. Unser Budget geht davon aus, dass 90% der Spareinlagen investiert werden. Das wird uns aller Wahrscheinlichkeit auch gelingen. Sollte es dennoch anders kommen, so werden die 1,5% intweder in Form von Subsidien an die diversen

Kreditträger oder an den zu schaffenden Garantiefonds weitergeleitet. Dasselbe geschieht übrigens auch mit den 1,5% Zinsen die die Bank auf dem Polster von 10% an die Alterfinanz auszahlt.

Frage: Wie finanziert sich denn die Alterfinanz? Immerhin soll ja Personal eingestellt werden.

ASTM: Alterfinanz selbst hat drei Geldquellen. Einerseits liegt der jährliche Beitrag der aktiven Mitglieder bei 25,000.- Franken. Aktive Mitglieder können übrigens nur Vereine werden, keine Privatpersonen. Privatpersonen können allerdings Ehrenmitglieder werden, dies zu einem wesentlich geringerem Betrag (100.-, 500.- oder 2500.- LUF wahlweise). Das wäre dann auch die zweite Geldquelle.

Hinzu kommt eine Entschädigung, die die Bank an Alterfinanz zahlt für die Vermittlungsarbeit die diese leistet. Dies ist vegleichbar, mit einer Vereinbarung der Sparkasse mit der "mutualit‚ des artisans", die auf einem anderen Gebiet, nämlich den kleinen und mittleren Handwerksbetrieben eine ähnliche Arbeit leistet und ebenfalls dafür einen Teil der Gewinnmarge der Sparkasse erhält. Das sind zur Zeit 0,5% der Einlagen, die aus der Bruttomarge der Bank finanziert werden.

Frage: Welche Erwartungen hegen Sie denn in Sachen Spareinlagen?

ASTM: Das ist natürlich schwer zu sagen. Wir sind vorsichtig und hoffen, bis Ende des Jahres ein Sparvolumen von mindestens 100 Millionen zusammenzubekommen und dann in einem zweiten Schub auf 200-300 Millionen zu steigen. Wir möchten ja auch den Garantiefonds gründen, der ebenfalls dotiert werden muss. Das ist zwar wenig, gemessen an den gesamten Spareinlagen in Luxemburg, aber viel gemessen an dem was zur Zeit in die alternative Ökonomie Luxemburgs investiert wird.

Frage: Kann man nun an jedem Sparkassenschalter dieses alternative Sparkonto eröffnen?

ASTM: Ja, seit dem 7. Januar 1997 ist das möglich. Die Filialleiter sind alle geschult und kennen das neue Produkt. Man kann auch ein bestehendes Sparkonto oder Sparbuch in ein alternatives Sparkonto umwandeln lassen. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für Firmen und Vereine. Sollte es in irgendeiner Hinsicht Schwierigkeiten geben, wären wir froh davon zu erfahren, auch wir stecken in der Lernphase.

Frage: Wie war denn bis jetzt der Andrang.

ASTM: Gut. Nach drei Wochen (zum 31.1.97) hatten bereits 92 Privarpersonen und Vereine ein Konto eröffnet und insgesamt 36,7 Millionen Franken eingezahlt. Hinzu kommen 10 Millionen die die Sparkasse dem Mechanismus als Starthilfe für die ersten Projekte zur Verfügung gestellt hat.

Frage: Wie sieht es denn seitens der Kreditvergabe aus?

ASTM: Seitens der Kredite, müssen wir noch aus den Startlöchern heraus kommen. Einige Anfragen liegen bereits vor, darüber wird auch in Kürze im Kreditkomitee entschieden werden. Anschliessend werden diese Projekte bei der Sparkasse eingereicht. Selbst wenn wir diese Anfragen alle und zur vollen Höhe bewilligen hätten wir aber noch einiges an Geld übrig. Von daher wollen wir an dieser Stelle also nochmals eine Aufruf machen an all jene Leute, die glauben unsere Kriterien zu erfüllen.

Dies gilt am Anfang übrigens auch für Projekte die bereits laufen. Da der Mechanismus jetzt erst anläuft und diese Projekte also vorher nicht an uns herantreten konnten, kommen sie jetzt nochmals zum Zuge. Allerdings nur solange wie nicht wirklich neue Projekte Anträge stellen.

(Für die ASTM sprach Mike Mathias)


ASTM - Brennpunkt Drëtt Welt, mars 1997

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